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Wednesday, 25. February 2009

5 Tage Sommer im Februar

Vom 18. bis 22. Februar war ich in Sevilla. Als ich morgens in Berlin meine Wohnung verlassen hatte, um zum Flughafen zu gelangen, schneite es dicke weiße Flocken. Sie tanzten mir im Gesicht herum, das durch die Kälte errötet wurde. Ich hatte meine Handschuhe vergessen, so dass meine Finger erst klamm, dann gefroren waren bis ich sie schließlich nicht mehr spürte. Es mussten wohl so um die Null Grad sein.

Traditionell hatte der Iberia-Flug Verspätung. Im Flugzeug überlegte ich was ich denn überhaupt über Sevilla wusste, außer dass es eine Stadt im Süden Spaniens ist. Sevilla ist bekannt für seine Orangen und ich wusste, dass es Streit zwischen der Macarena Esperanza in Sevilla und der Macarena im St. Ana auf der anderen Seite des Flusses gibt.

In Sevilla angekommen waren es 24 Grad plus und mein Wintermantel war völlig überflüssig. Die Sonne war warm genug, um im langarmigen T-Shirt rumzulaufen. Der Himmel war klar und tief blau.

Als ich um eine Ecke bog sah ich ihn, einen wunderschönen Orangenbaum. Ich war so entzückt, dass ich sofort ein Foto machte. Ich bemerkte aber gleich in der nächsten Straße, dass dieses Foto überflüssig war, denn eine breite Straße mit vielen Orangenbäumen am Rand kam mir jetzt vors Gesicht. Überall wo ich hinschaute waren anmutige Orangenbäume. Die kleinen orangenen Bällchen hoben sich so phantastisch vom blauen Himmel ab und die tiefgrünen Blätter umrahmten dieses Bild in eine nahezu Perfektion. Dieses Jahr war die Orangenernte so ergiebig, dass viele Orangen einfach nicht gepflückt wurden und ich jetzt in den Genuss kam die Bäume mit ihren reifen Früchten betrachten zu können.

Sevilla ist eine typische südeuropäische Stadt. Es ist warm, der Himmel klar, viele Palmen und Orangenbäume sind zu sehen. Menschen machen Siesta in den Straßencafés. In den Bars hängen dicke Schinken von der Decke. An jeder Ecke spielt ein anderer Musiker ein melancholisches Lied. Balkone sind mit vielen Blumen in vielen bemalten Töpfen geschmückt. In den Innenhöfen der Häuser und in den Bistros sind Kacheln mit vielen bunten Ornamenten bemalt. An vielen Häusern sind Madonnenstaturen auf Kacheln gemalt. Es gibt viele Kirchen, Kapellen und Basiliken. Viele Gebäude sind mit Säulen oder Giebeln verziert. Selbst Stein wirkt filigran, da die Verzierungen so präzise ausgearbeitet wurden.

In Sevilla lebende Menschen lieben ihre Stadt. Wenn ich versuchte in einem Kauderwelsch zwischen englisch und spanisch mit ihnen zu kommunizieren waren sie gerne bereit mir Auskunft zu geben. Selbst wenn ich nichtmehr wusste wo ich mich befand, zeigten sie mir gerne den Weg, bzw begleiteten sie mich sogar soweit, bis ich wieder wusste wo ich war und das konnten manchmal recht lange Strecken sein.

Überall auf der Straße wurde gefeiert. Viele Feste waren gleichzeitig in Sevilla. Außer unserem Performancefestival gab es noch ein weiters und natürlich Karneval. So liefen viele Prinzessinnen, Toreros, Vampire, Tiere, Teufel etc durch die Straßen. Ich sah mehrere Prosessionsübungen. Viele Männer tragen zusammen ein Eisengestell, das mit vielen schweren Steinen beladen ist. Die Männer gehen langsam und im gleichen Rhythmus, passend zur Trauermusik. Immer wenn die Männer das mit Steinen beladene Gestell anheben trägt jeder von ihnen um die 100 kg. Oft machen die Männer Pause, um in einer Bar ein Bier (das scheint hier Nationalgetränk zu sein) zu trinken.

Nach ein paar Tagen gelangte ich an meinen Lieblingsort von Sevilla. Eigentlich ist es eine Fabrik in der Mönche aus Orangen Marmelade herstellen. Der Ort befindet sich im zeitgenössischen Kunstcenter. Viele kleine Kirchen und Basiliken befinden sich dort. Die Dächer sind mit buntbemalten Fliesen verziert oder mit einfarbigen Fliesen, die wie Perlen auf den Dächern wirken. Doch das für mich schönste an diesem Ort ist der Park. Es ist ein Orangenhain. Große Wiesenflächen mit vielen Orangenbäumen, Palmen und Zitronenbäumen sind zu sehen. Die Zweige der Orangenbäume hängen tief, so dass man problemlos Orangen pflücken könnte. Es gibt viele gebogene Wege und angelegte Beete.
Ein wunderbarer Ort, um sich zu sammeln, Energie zu laden, Sonne zu tanken und viele Ideen sprießen zu lassen.

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